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Fachartikel vom 07/13/2015

Lapp Kabel

Mit Extrem-Mechatronik durch den Gotthardtunnel

Durch den Gotthardtunnel wurden zwei Eisenbahnröhren gegraben. Dazu haben die Bohrmaschinen rund 24 Millionen Tonnen Gestein bewegt. Epic-Steckverbinder von Lapp dienten hier als Verlängerungssteckverbinder.

Bild: Herrenknecht
Epic-Steckverbinder helfen auch, die Tunnelvortriebsmaschinen von Herrenknecht im Gotthard Basistunnel mit Strom zu versorgen (Bild: Herrenknecht)

Von Irmgard Nille


Im Juni nächsten Jahres soll nach über 20 Jahren Bauzeit der Gotthard Basistunnel in der Schweiz, mit 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt, feierlich eröffnet werden. Der Tunnel besteht aus einer West- und aus einer Oströhre, die rund 40 Meter auseinander liegen und rechnet man noch die notwendigen Quer- und Verbindungsstollen hinzu, wurden sogar insgesamt 153,5 Kilometer Tunnelstrecke realisiert. Ein Jahrhundertbauwerk! Was kaum jemand weiß: Auch die Epic-Industriesteckverbinder von Lapp haben zum Gelingen beigetragen.

Um die zwei Eisenbahnröhren von Nord nach Süd durch den harten Fels zu graben, wurden zwei Tunnelbohrmaschinen des Tunnelbauexperten Herrenknecht aus Schwanau (Baden-Württemberg) eingesetzt. Allein eine Maschine (sogenannte Gripper TBM) verfügt über 26 Tonnen Presskraft, ist 410 Meter lang, drei Tonnen schwer und hat einen Durchmesser von neun Metern. Der Bohrkopf war mit 58 Rollenmeißeln ausgestattet und wurde von zehn Motoren mit jeweils 350 kW angetrieben. Damit wurde selbst härtestes Gestein zum Bröckeln gebracht.


Epic-Steckverbinder zwischengeschaltet


Die beiden Tunnelbohrmaschinen hießen Heidi und Sissi und haben zwischen 2002 und 2012 rund 24 Millionen Tonnen Gestein bewegt. Die Epic-Steckverbinder dienten hier als Verlängerungssteckverbinder. Je weiter der Tunnelbohrer in den Berg getrieben wurde, umso länger musste die Leitung für die Stromversorgung und Steuerung sein. Damit alles zuverlässig funktioniert, wurden alle 50 Meter die Epic-H-BE-Steckverbinder mit Gehäusen und Einsätzen zwischengeschaltet und mechanisch an der Tunnelwand fixiert, damit sie im Tunnel besser geschützt waren.

Diese Steckverbinder eignen sich vor allem bei höheren Spannungen und Stromstärken und zeichnen sich durch ihre hohe Zuverlässigkeit aus. Tief im Tunnel ist das besonders wichtig. Übrigens: Durch den neuen Tunnel verkürzt sich die Fahrzeit für die Züge bei einem Durchschnittstempo von 160 km/h zwischen Zürich und Mailand dann um eine Stunde auf nur noch 2:40 Stunden. Die Kosten betrugen rund zwölf Milliarden Franken, was rund 11,4 Mrd. Euro entspricht.


Tausende verschiedene Industriesteckverbinder


Die Lapp Gruppe hat rund 3.000 verschiedene Industriesteckverbinder im Portfolio. Überall, wo gemessen, gesteuert, geregelt und angetrieben wird, finden die Epic-Rechteck- und Rundsteckverbindungen ihren Einsatz. Ein flexibles System aus Gehäusen, Einsätzen, Kontakten und Zubehör ermöglicht passgenaue Lösungen für jede Kundenanforderung. „Unsere Steckverbinder sind modular aufgebaut, so kann man schnell den passenden Stecker komponieren und bei Bedarf auch um zusätzliche Funktionen nachträglich erweitern“, erklärt Stefan Koch, Produktmanager bei Lapp Kabel.

Des Weiteren sind die Epic-Industriesteckverbinder robust, leicht konfektionierbar und neben der Übermittlung von Strom und Sensordaten sogar für BUS- und Lichtwellenleiter-Anwendungen geeignet. Die leistungsstärksten Industriesteckverbinder von Lapp Kabel sind für Spannungen bis 1.000 Volt ausgelegt und können bis zu 660 Ampere übertragen.


Kratz-, stoß- und korrosionsbeständig


Bild: Lapp Kabel
Epic Ultra ist ein kratz, stoß- und korrosionsbeständiges Rechtecksteckergehäuse. (Bild: Lapp Kabel)

Besonders robust ist auch der Epic Ultra. Es handelt sich um ein absolut kratz-, stoß- und korrosionsbeständiges Rechtecksteckergehäuse – ideal für den Einsatz in rauen Anwendungsgebieten, zum Beispiel für Offshore-, Windkraft- oder Biogasanlagen. In Verbindung mit der Skintop-Brush-Kabelverschraubung ist der Steckverbinder absolut EMV-sicher, da das mit Nickel beschichtete Gehäuse eine durchgehende, metallische Hülle bildet und wie ein faradayscher Käfig wirkt. Das ist besonders für die Übertragung empfindlicher BUS-Signale enorm wichtig. Im Epic Ultra ist die Skintop-Kabelverschraubung fest integriert. Das garantiert beste Abdichtung und Zugentlastung sowie eine schnelle Montage. Außerdem haben die Gehäuse in gestecktem Zustand eine sichere, metallisch leitende 360° Verbindung und sind zusätzlich bei Bedarf auch mit Standardgehäusen steckbar.

Um den Kunden einen besseren Service zu bieten, hat Lapp auch einen Epic-Gehäusekonfigurator entwickelt, mit dem sich der Kunde direkt sein individuelles Industriestecker-Gehäuse mit Verriegelungskonzept und Kabeleinführung zusammenstellen kann. Die Mindestbestellmenge beträgt lediglich vier Stück. Eine weitere Besonderheit: Für die Herstellung dieser individuellen Epic-Steckergehäuse werden nur fünf Arbeitstage benötigt. Dafür hat Lapp am Standort in Stuttgart ein vollautomatisches Metallbearbeitungszentrum aufgebaut. Dabei handelt es sich um eine der modernsten Anlagen Europas zur mechanischen Bearbeitung von Rechteck-Industriesteckverbindern. Vier Handling-Roboter, zwei autarke Metallbearbeitungszentren, eine Waschstraße sowie eine vollautomatische Nietstation mit Lade- und Entladestation sind rund um die Uhr im Einsatz, um aus fast 100 verschiedenen Rohgehäusen die gewünschten Rechtecksteckverbinder zu fertigen. 138 Millionen Varianten sind möglich. (as)